Waltraud Daniela Garstka
Die Fellfarben der orientalischen Windhunde und ihre Vererbung

Der Afghanische Windhund

Anmerkungen
     Ausgangspunkte für diese Arbeit sind mehrere meiner Veröffentlichungen in ,Unsere Windhunde‘ seit 1979, ein Aufsatz über Stromung im Zuchtbuch XXXII und ein Vortrag beim Afghanenmeeting des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes (DWZRV) 1993.
     Neben den Fotos sind meine Federzeichnungen, Gouachen und Aquarelle des ersten Teils nach alten Schwarz-Weiß-Fotografien entstanden, die natürlich für die Farbe selbst nicht so aussagekräftig sind. (Es gibt dazu aber Hinweise und Beschreibungen, auf die ich im Text eingehe.) Sie zeigen neben der Hell-Dunkel-Verteilung des Farbmusters vor allem auch den Typ der Hunde, worauf es mir sehr ankam. Die Wolfsbilder im zweiten Teil sind ebenfalls Gouachen, wie auch die Bilder auf der Startseite. Einige Berichte oder Fotos ohne Quellenangabe sind in einer Reihe von Veröffentlichungen als bekanntes Material ohne nähere Angaben erschienen.

Alle Vorschaubilder können vergrößert werden. Titel und Bild- bzw. Fotonachweis erscheinen unter den Vergrößerungen.

Aus technischen Gründen mußten einige Vorschaubilder beschnitten werden; in den Vergrößerungsbildern erscheinen sie jedoch in den Originalabmessungen. Da mir noch einige Fotos zugesagt worden sind, bleiben einige Abbildungsnummern vorerst unbesetzt. Ich bin außerdem dabei, diese Arbeit so schnell es geht, ins Englische zu übersetzen.

Last not least möchte ich noch auf meine Homepage "Über meine Windhunde" (http://www.afghan-hound-colors.com/meltemi) hinweisen.

                                                                                                                                               

Danksagung
    
 Ich danke Frau Else Spiegel und Frau Meike DeHaney für viele Auskünfte und die Überlassung von Fotos aus ihrer Zucht. Ebenso danke ich Frau Friedl und Herrn Alfred Frankenberger, Frau Ute Lauschke, Frau Ursula Schulze und Herrn Harald Blechmann für die Erlaubnis, Fotos ihrer Hunde in diesem Rahmen veröffentlichen zu dürfen, sowie allen ehemaligen Haltern meiner Hunde, die mir Fotos geschickt hatten. Viele Diskussionen mit meiner Tochter Juliane Garstka, deren Spezialgebiet im Bereich der Farbgenetik die Farben der Pferde und Hamster sind, gaben wichtige Anregungen, und durch Vorschläge und die Hilfe meines Sohnes Christoph Garstka konnten die technischen Voraussetzungen für diese Homepage überhaupt erst ermöglicht werden.

                                                                                                                                             

Zusammenfassung
     Die Untersuchung der Fellfarben des Afghanischen Windhundes und ihre Vererbung ist Gegenstand dieser Arbeit. Nach der Darstellung der Farben aller frühen aus dem Ursprungsland nach England und den USA verbrachten Afghanen und ihrer ersten Nachzuchten, die die Basis für den Aufbau der westlichen Zucht waren, sollen die Erscheinungsfarben des heutigen Afghanen und die genotypischen Voraussetzungen für ihre Vererbung aufgedeckt und verdeutlicht werden.

Summary
     Subject of this investigation are the colors of the Aghan Hound und their inheritance. Descripted are the colors of the early imports from the countries of origin and their first breeding in England and the USA, being base of all breeding in the western culture area. The phaenotypical colors of the todays Afghans shall be shown as well as uncovered and explained the genotypical conditions of their inheritance.

Inhalt
Ich habe meine Ausführungen in drei Abschnitte unterteilt:

1.  Die Geschichte der Afghanen
2.  Benennung der Erscheinungsfarben und die genetischen Voraussetzungen der Farbvererbung
3.  Die einzelnen Afghanenfarben

Einleitung
     Ein bekannter Windhundexperte, Autor und Richter für Windhunde, schrieb einmal in einem Beitrag bezüglich der Fellfarbe der Afghanischen Windhunde in einer Fachzeitschrift folgende Passagen: "Grüne und lilafarbene Afghanen gibt es (noch) nicht, aber sonst ist bekanntlich alles anzutreffen, oft auch in Kombination" und "Fast alle Hunderassen haben im Lauf der letzten hundert Jahre Veränderungen gezeigt, die einen mehr, die anderen weniger. Auch die Afghanen. Und da ist es doch durchaus logisch, daß auch die Farben eine Erweiterung erfuhren."
     Aus berufenem Munde klingt die hier vertretene Meinung befremdlich und könnte den Eindruck entstehen lassen, daß dem Afghanen in letzter Zeit Farben angezüchtet worden seien, die es im Ursprungsland nicht gegeben habe. Allen solchen geäußerten Meinungen sei hier entschieden widersprochen. Ein Züchter kann nur die Eigenschaften innerhalb einer Art oder einer Rasse herauszüchten, die durch das Genom, also den Chromosomensatz vorgegeben sind. Erbliche Variationen gibt es bei den Haustieren, d. h. in einer künstlichen Zuchtwahl nur in zwei Gruppen: Mutationen und Kombinationen (sehen wir einmal von Gen-Manipulationen ab, die vielleicht die Zukunft bestimmen könnten). Umweltbedingte Variationen betreffen nur das Erscheinungsbild des Individuums und sind nicht erblich.
     Durch Selektion oder Hineinnahme eines geeigneten Zuchttieres ist z. B. eine Farbe oder Farbschattierung zu festigen. Aber hier sind eben Grenzen gesetzt. Wie es trotz aller Bemühungen nicht gelungen ist, blaue Rosen zu züchten, wird man auch in einer Hunderasse keine Farben erzielen, die nicht vorgegeben sind. Einige ,alte‘ Farben sind offenbar verlorengegangen, einige treten beim Afghanen nicht auf. Wollte man sie dennoch einführen, so bliebe das wenig aussichtsreiche Unterfangen übrig, auf eine Mutation zu warten. Das ist aber wohl nur für Züchter kleiner Nager mit sehr schneller Generationsfolge interessant. Doch auch hier läuft eine Farbmutation ungezielt, wenn sie wirklich einmal auftritt, und muß durch langwierige Selektion gefestigt werden. Bliebe noch das Hereinkreuzen von Tieren anderer Rassen. Aber das würde doch letztlich auffallen! Andererseits muß hier angemerkt werden, daß der Spieß leider häufig umgedreht wird, um mißliebige Farben oder Typen als das Ergebnis einer Rassenkreuzung hinzustellen und damit abzuwerten. Alle Farben der heutigen Afghanen haben ihre Vorläufer in ferner Vergangenheit, wenn auch viele Spielarten und Kombinationen einer Farbe auftreten können, die im ersten Moment vielleicht manchen verblüffen mögen. Durch die geduldige Arbeit eines Züchters kann erreicht werden, daß eine dieser gewünschten Spielarten immer gehäufter auftritt.
     Für manche Rassen fordern deren Standards Farbzucht, d. h. es werden nur bestimmte Farben zugelassen. Das kann dann dazu führen, daß Farbschläge streng getrennt werden, wie z. B. bei den Doggen oder bei den Belgischen Schäferhunden mit ihren eigenen Rassen des schwarzen Groenendael oder des sandfarbenen Tervueren. Fallen einmal andere Farben mit, werden diese Welpen eliminiert oder zur Weiterzucht nicht zugelassen. Ein Farbzüchter legt sich also auf eine oder wenige Farben fest. Solche Auswirkungen einer konsequenten Farbzucht gibt es bei der Afghanischen Windhundrasse generell (noch) nicht. Der heute gültige Afghanenstandard, wie alle Standards vor ihm und der amerikanische Standard, erlauben alle Farben. Jeder Züchter hat die Freiheit, seine Linie ohne Farbvorschriften aufzubauen. Der häufig benutzte Begriff ,Farbzucht‘ ist bei der Afghanischen Rasse demnach unangebracht. Farbig sind alle Hunde. Nach der Farbenlehre könnte man dies allenfalls den solid schwarzen oder rein weißen absprechen. Warum also wäre ein Züchter in dessen Linie schwarze, graue und gestromte Tiere fallen, ein ,Farbzüchter‘, dagegen ein anderer, dessen Linie vorwiegend durch rote Hunde bestimmt wird, keiner? Ich denke, jeder mit Vernunft begabte Züchter wird sein Augenmerk auf das Gebäude, das Wesen und die Gesundheit seiner Hunde richten. Die Farben kommen von allein. Wenn man sie kommen läßt.