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Frühe Berichte und Darstellungen, sowie die Farben der aus dem Ursprungsland importierten Afghanischen Windhunde und ihrer Nachzuchten

1.1. Frühe Zeugnisse und Importe, Zardin

Die früheste bildliche Darstellung eines Hundes, der als Afghanischer Windhund identifiziert werden kann, stammt aus buddhistischer Zeit zwischen 450 und 700 n. Chr. aus Kakrak. Sie wurde von einer französischen Expedition (D.A.F.A.) 1928 entdeckt und fotografiert. Das Bild wurde ,Le Roi Chasseur‘ betitelt. (Miller/Gilbert, 1976). Der in Rede stehende Hund, dessen hintere Hälfte beschädigt ist, wurde als blaugrau beschrieben.
     Alte Berichte aus dem Ursprungsland und gar solche, die Farben beschreiben, sind rar, denn die Einwohner Afghanistans waren zumeist Analphabeten und auf mündliche Überlieferung angewiesen. Es gibt jedoch einen sehr frühen Bericht, der sich auf die
Yue-tsche, die den Rand der Mongolei bewohnten, beziehen soll. Es heißt hier: " ... Nachts ... bewachen ihre Hunde die gemeinsame Herde. Diese Hunde sind so groß wie die (neu geborenen) Fohlen der Herde, schwarz und ausgesprochen wild. Ihre Haare sind lang und an den Ohren von einer solchen Beschaffenheit, daß die Frauen sie wie Schafe scheren und von dieser Ohrenwolle einen Filz anfertigen, der Material für ihre feinsten Kopfbedeckungen ist ... wenn sie jagen, kann kein Tier der Wildheit dieser Hunde standhalten, und die berittenen Jäger haben große Mühe, die Meute im Auge zu behalten." (Harrisson) Von schwarzen Afghanischen Windhunden ist auch die Rede in einem Bericht über Hunde, die nachts eine Festung bewachen und selbständig ihren Dienst ausführen sollen. Wie weit diese und einige andere Berichte glaubwürdig sind, ist schwer zu sagen und wohl nie beweisbar, ebenso wenig wie auch die Höhlen mit Zeichnungen von Windhunden nie gefunden wurden. In die Darstellung früher Afghanen gehört indes die bekannte Illustration ,A Meenah of Jajuruh with Afghan Hound‘ aus ,Letters written in a Maharatta Camp during the year 1809‘ von Thomas D. Broughton, 1813 veröffentlicht (Abb. 1.1.1). Cliffort Hubbard gab sie 1951 wieder und vermerkte, daß im originalen Farbstich der Hund dunkel- bzw. van-Dyckbraun mit einer Spur rehbraun auf der Brust sei.
     Der erste westliche Berichtserstatter in Afghanistan, der auch über Afghanische Windhunde schrieb, war Major McKenzie, der mehrere dieser Hunde nach Europa brachte, unter ihnen Khulm, dessen Großvater einen Löwen besiegt haben soll (Abb. 1.1.2). McKenzie diente Ende des 19. Jahrhunderts an der Nordwestgrenze Indiens und gilt als erster ,Kenner der Rasse‘. In einem Bericht über das Jagdverhalten der Hunde macht er einige Angaben über das Aussehen
: " ... Ihre Schulterhöhe liegt zwischen 61 und 76 cm, ihr Gewicht zwischen 20 und 32 kg. Gewöhnlich haben sie ein rehfarbenes oder bläulich-mausgraues Aussehen, sind auf dem Rücken aber immer dunkler. Dieser ist glatt und kurzhaarig." Offenbar waren die im 19. Jahrhundert in England unter so verschiedenen Namen wie Afghan Hound, Barukhzie Hound, Kabul Hound, Baluchi Hound, Balkh Hound oder auch Persian Greyhound in der ,foreign dog class‘ ausgestellten Hunde aus Afghanistan nur sehr dürftige Exemplare, auch nicht immer rasserein, die das Publikum eher amüsierten als beeindruckten. Eine der wenigen Ausnahmen war Shazahda (Abb. 1.1.3), gestorben 1901, dessen Balg ins British Museum, Depot Tring, in Herfordshire kam. Er war sandfarben ohne Maske.

Abb. 1.1.1 Abb. 1.1.2 Abb. 1.1.3

Zardin (Abb. 1.1.4 - 1.1.6), der aus einer heißesten Wüstenregionen stammte, war schon in Indien ausgestellt worden. Major Barff brachte ihn nach England. Sein Erscheinen dort im Jahre 1907 begeisterte Publikum und Fachwelt gleichermaßen. Sogar Königin Alexandra wollte ihn sehen. Seine Ausstrahlung, sein harmonischer Bau, sein schönes, reiches Fell und die eindrucksvolle Größe von 71 cm machten ihn zu einem Ausstellungshund, der in seiner Klasse nie geschlagen wurde. So wurde er zum ,Vater des Standards‘. Er war offenbar eine Schablone in die jeder gute Afghanische Windhund paßte, wenn man einige Besonderheiten des Typs dazubrachte. Auch wenn alle Interessentengruppen ihn in ihrem Sinne abwandelten und interpretierten, blieb er das Idealbild. Über mögliche Nachkommen ist nichts Genaues bekannt. Er starb unter elenden Umständen bei einem Hundehändler.

Abb. 1.1.4 Abb. 1.1.5 Abb. 1.1.6

Seine Beschreibung, die allen späteren Standards, teilweise fast wörtlich, zugrundelag, erschien 1906, noch während seines Aufenthaltes in Indien, in der ,Indian Kennel Gazette‘: "Zardin ist ein hellgefärbter Hund, fast weiß, mit einem schwarzen Fang. Er hat sehr lange und zum Zupacken geeignete Kiefer von besonderer Kraft und ein Zangengebiß. Sein Kopf ähnelt dem eines Deerhounds, aber mit ovalem Schädel und hervorragendem Hinterhauptstachel, überragt von einem Topknot. Die Ohren sind von guter Größe, gut behaart und hängend an den Seiten des Kopfes mehr als nach vorn getragen. Er hat scharfblickende, dunkle Augen und wenig oder keinen Stop. Ein langer, kräftiger, fehlerfreier Nacken, sehr schön gebogen, läuft in einer schönen Kurve zur Schulter, die lang, schräggestellt und gut zurückgelegt ist. Sein Rücken ist stark, die Lende kräftig und leicht gebogen. Er, wie alle diese Hunde, fällt nach hinten zum Ansatz des Schwanzes hin ab, der tief angesetzt und beinahe von Haaren entblößt ist und gewöhnlich niedrig getragen wird. Er hat gut gewölbte Rippen und ist zu den Lenden hin aufgeschürzt. Die Vorderbeine sind gerade, kräftig und mit Haar bedeckt; große Länge zwischen Ellenbogen (der gerade ist) und Knöchel. Die Vorderfüße sind lang, recht breit und bedeckt mit langem Haar. Die nicht zu enge Brust ist tief, der Brustkasten hat einen guten Umfang. Die Hinterhand ist sehr kräftig und gut bemuskelt, mit großer Länge zwischen Hüfte und Sprunggelenk, das niedrig angesetzt und kräftig ist. Das Kniegelenk ist gut gewinkelt. Die hinteren Pfoten sind nicht so lang wie die vorderen, aber schön breit und von Haaren gut geschützt. Die Hinterhand, Flanken, Rippen und Vorhand sind von schützendem Haar gut bedeckt, das in der Struktur dicht und fein ist, und etwas Unterwolle aufzeigt.Das Fell auf dem Rücken ist kürzer.‘
      (Da ich eine frühere unvollständige bzw. unrichtige Übersetzung kenne, habe ich diese Beschreibung Zardins noch einmal neu übersetzt. Das Original ist unter 1.6, Standards zu finden.)

Der erste Standard, der damals noch reine Privatsache von wenigen Liebhabern war, datiert von 1912. Er ist verloren gegangen und nur wenige Bruchstücke weisen noch auf ihn hin. E. C. Ash zitiert sie in seinem Buch ,The New Book of the Dog‘:
     1912-Standard:
Höhe: 61 - 76 cm (24 - 30 inches)
Gewicht: 22,7 - 27,2 kg (50 - 60 lbs)
Farbe: Silberrehfarben und gold