1.3. USA, europäischer Kontinent

Schon 1926 kamen insgesamt zehn Afghanische Windhunde aus dem Zwinger ,Cove‘ von Miss Manson in den Osten der USA. Man zollte all diesen Hunden zunächst nur wenig Aufmerksamkeit. Ein breiteres Interesse fanden erst weitere Importe aus England durch einen der bekannten Marx-Brüder. Es waren dies die cremeweiße Asra of Ghazni (Sirdar x Shireen) (Abb. 1.3.1), eine Schwester von Ashna und Asman (Abb. 1.2.6) und der dunkelcremefarbene Westmill Omar (Danenda of Ghazni x Surkh of Ghazni). Beide waren ohne Maske und hatten wenig pigmentierte Nasen, was in der Weiterzucht Probleme brachte. Der Kennel ,of Prides Hill‘ begann mit diesen beiden Hunden die Zucht. Hinzu kamen die Vollbrüder Ch. Badschah of Ainsdart, brindle (Abb. 1.3.2) und Ch. Tufan of Ainsdart, gold. Sie waren Out-cross-Ergebnisse zwischen Sirdar und Ku Mari of Kaf, die aus einem der letzten reinen Bell-Murray-Würfe kam. Aus diesen Verbindungen entstand eine reiche Nachzucht. Asra hatte allein 75 (!) Welpen, aus denen eine Reihe von Champions hervorgingen. Weitere Importe aus England bestimmten die Weiterzucht. Erfolgreich waren besonders die Zwinger ,of Arken‘, ,Five Mile‘ und ,Khanhasset‘.
     An der Westküste nahmen 1934 zwei Importe aus Afghanistan auf die Weiterzucht großen Einfluß. Das Ehepaar Peters begründete mit Tasi of Beg Tute, sandfarben mit Schattenmaske, und der wenig behaarten, blaugrauen Saki of Paghnam, die bekannte ,Peters’ Line. Neben Khan vererbte Saki das Grau (Blau) auf die Nachkommen. Mit dem blaugrauen Ch. Felt’s Thief of Bagdad begründete Kai Finch die Zucht in ihrem ,Crown Crest‘-Kennel. Auch Egypt’s Echo of Crown Crest (Abb. 1.3.3), in einem der ersten Würfe, war blaugrau.
     Außer ihnen muß noch Ch. Umberto, rot mit Maske, der aus Indien stammte und im ,Oakvardon Afghan Kennel‘ stand, genannt werden. (Schon bald waren in den USA Eintragungen von Importhunden aus den Ursprungsländern nicht mehr möglich.)

Abb. 1.3.1 Abb. 1.3.2 Abb. 1.3.3

Auch der spätere amerikanische AKC-Standard von 1948 hält sich an die Beschreibung Zardins (s. Anhang). Er ist teilweise ausführlicher und in einigen Punkten strenger als der FCI-Standard. Zur Farbe heißt es hier: "Alle Farben sind erlaubt. Jedoch sind Farben oder Farbkombinationen erwünscht, weiße Flecken, besonders am Kopf sind dagegen unerwünscht." Der Standard wendet sich hier also gegen ein zunehmendes Weiß, das genetisch durch Weißfleckigkeit erzeugt wird, wie z. B. beim (weißen) Barsoi. Das Weiß der Afghanen ist immer ein Cremeweiß oder ein Silberweiß.
     Lange Zeit beherrschte das Rot mit Maske die Ausstellungen und viele Zuchten. Kai Finch importierte 1954 den deutschen, belgischen und holländischen Ch. Ophaal (Abb.1.3.5) von Frau Pauptit aus Holland. Er brachte in ihrem Zwinger ,Crown Crest‘ erfolgreichen Nachwuchs, um nur Ch. Crown Crest Zardonx oder Ch. Crown Crest Mr Universe, beide Rot mit Maske, zu nennen. Ein Gegengewicht in Typ und Farbe bildete der Zwinger ,of Grandeur‘ von Sunny Shay. Aus ihm stammte der berühmte. 1954 geborene, Blaubrindle-Rüde Ch. Shirkhan of Grandeur (Abb. 1.3.6), der hinter fast allen Ahnentafeln der nachfolgenden bekannten Zwinger ,Akaba‘s von Lois Boardman, ,Stormhill‘ von Virginia und Sandra Withington oder ,Coastwind‘ von Michael Dunham und Richard Souza aufzufinden ist.

Abb. 1.3.4 Abb. 1.3.5 Abb. 1.3.6

Auf dem europäischen Kontinent bauten die Züchter ebenfalls auf den frühen, englischen Importen und ihre Nachzuchten auf. Dabei versuchten die holländischen Züchterinnen Frau Jüngeling-van der Berg, Zwinger ,Barukhzy’s‘, und etwas später Frau Eta Pauptit, Zwinger ,van de Oranje Manege‘, zunehmend durch die Wahl der Zuchttiere und gezielte Linien- und Inzucht einen Typ zu schaffen, der den Ghaznis, wie sie speziell Sirdar verkörpert hatte, nahekam. Frau Pauptit bezeichnete im Afghanen-Jahrbuch ‘79 als ihre Basishunde: Aruna of Enriallic (Asman of Ghazni x Chimosa of Enriallic), black&tan, Ch. Barukhzy’s Khan (Baber of Baberbagh x Shahib of Washdarb), gold mit Maske, und Rashna du Chateau de Roches (Original Nao x Nadhia of Pushtikuh), rot ohne Maske. Daneben wurden zwei Importe aus dem Osten für diesen Zwinger wichtig. Es war zum einen Chota, cremefarben mit Maske (Abb.1.3.4). Bei einem Tierhändler erworben, war dessen Herkunft ungewiß. Frau Pauptit vermutet, daß er auf Umwegen mit der englischen Armee aus einem Grenzgebiet Afghanistans nach Holland gelangt sei. Später nahm sie Rex, einen nach Italien aus Afghanistan eingeführten, sandfarbenen Rüden in die Zucht. Anfangs waren in diesem Zwinger noch alle Farben dieser Basishunde zu sehen, während Frau Pauptit sich dann aber zunehmend auf das Rot mit Maske konzentrierte.
     Auch die alten deutschen Linien basierten wie die übrigen europäischen Zuchten auf den Importen aus England, besonders von den Zwingern ,Geufron‘, ,Chaman‘, ,Garrymhor‘, ,Pushtikuh‘ und ,Ganputti‘, neben einigen Hunden aus dem holländischen Zwinger ,Barukhzy’s. Zu nennen sind die deutschen Zwinger ,von Falkenstein, Bes. Werdermann, in dem der erste deutsche Wurf fiel, ,el Shikari‘, von Frau Hoppe, ,Bigana‘ von Dr. Schwalbe, ,v. d. Burg Windeck‘ von Frau Windecker-Castan, ,Samindawar‘ von Frau Pfeiffer, ,vom Isishof‘ von Frau Gelhorn und ,von der Irminsul‘ von Frau Spiegel, später zusammen mit ihrer Tochter Frau Meike DeHaney.
     Letzterer Zwinger ist der einzige noch bestehende von den genannten und ist Deutschlands älteste Zuchtstätte für Afghanen und Salukis. Ihr Basisrüde und großer deutscher Sieger war Achmed vom Isishof (Abb. 1.3.7), der viel in den deutschen Zuchten eingesetzt wurde. Besonders aus der goldfarbenen Importhündin aus England Nouradin of Valdorern (Abb.1.3.8), die Frau Spiegel vom vdOM-Zwinger übernahm, fielen nach Achmed so seltene, heute nicht mehr gesehene Farben wie ,diluted Blue‘ mit schieferfarbener Nase und hellen Augen (wie beim Greyhound, Whippet oder der blauen Dogge
), diluted Blue&Tan und Schokoladebraun. Ch. Jusan von der Irminsul (Abb. 1.3.10/11), war blond mit Maske und Sattelzeichnung (as, wie bei Schäferhunden). Er hat dieses Zeichnungsmuster nicht weitervererbt (persönliche Mitteilung).
     Insgesamt zeigten die deutschen Linien neben dem Rot mit Maske das Rot ohne Maske, das zunächst sogar noch überwog, Creme mit und ohne Maske, Schwarz, B&T und ganz selten Grau/Blau. Schon in den vierziger Jahren waren holländische Afghanen nach Deutschland gelangt, hatten aber wenig Aufhebens gemacht. Das Auftreten Ophaals und anderer erfolgreicher Hunde aus dem holländischen Zwingers vdOM von Eta Pauptit in den fünfziger Jahren veränderte das Bild. Durch sie gelangte neues Blut in die deutschen Linien. Damit gewannen auch die Roten mit Maske sehr stark das Interesse der Züchter, die diese Farbe vielfach mit dem Ghazni-Typ gleichsetzten. Ein großer Vererber, der auf mehrere Zuchten Einfluß ausübte, war auch der Domino-Rüde ,B´Pajou de Kaboul, blau-creme domino (Abb. 1.3.9), der wie sein erfolgreicher Bruder Ch. B´Pim de Kaboul aus Belgien stammte und ein Sohn des unmaskierten weißen Xenos vdOM war. Pajou brachte auch neues Blut in die bis dahin rein deutschen Zuchtlinien des Zwingers ,von der Irminsul‘.

Abb. 1.3.7 Abb. 1.3.8 Abb. 1.3.9

                                  

Abb. 1.3.10 Abb. 1.3.11

     Zum Vergleich die Zuchtbucheintragungen von 1936/43 und 1947/48 (damals noch vom ,Club der Windhundliebhaber‘ betreut) und von 1965/66, ZB XX des DWZRV (ohne Importe und Registrierungen):

Einträge in die Bd XI, 1938/40 und Bd XII, 1941/43, insgesamt 115

Rot mit Maske 19 = 16.5%
Creme mit Maske 1 = 0.9%
Rot ohne Maske 48 = 41.7%
Creme ohne Maske
23 = 20.0% zusammen 71 % Rot/Creme ohne Maske
Weiß 1 = 0.9%
B&T /B&Creme 3 = 2.6%
Schwarz 16 = 13.9%
Grau 4 = 3.5%

Einträge in Bd. XIV, 1947/48, insgesamt 315

Rot mit Maske 127 = 40.3%
Creme mit Maske 15 = 4.8%
Rot ohne Maske 109 = 34.6%
Creme ohne Maske 29 = 9.2%
Weiß 2 = 0.6%
B&T/B&Creme 23 = 7.3%
Domino 1 = 0.3%
Schwarz 7 = 2.2%
Grau 2 = 0.6%

Einträge in ZB XX des DWZRV, 1965/66, insgesamt 224

Rot mit Maske 143 = 63.8%
Creme mit Maske 29 =
12.9% zusammen 76.8% Rot/Creme mit Maske
Rot ohne Maske 5 = 2.2%
Creme ohne Maske 8 = 3.6%
B&T 29 = 10.3%
Schwarz 13 = 5.8%
Silbergrau 3 = 1.3%

Anzumerken ist noch, daß es, im Gegensatz zu England, in Deutschland während des Krieges kein Zuchtverbot gab. Die Hunde bekamen sogar Lebensmittelkarten für Fleisch und Kohlehydrate.