2.3. Die
Erscheinungsfarben des Afghanischen Windhundes Das Wildfarbigkeitsmuster,
wie es der graue Wolf zeigt, ist, wie gesagt, auch im
farbigen Fellmuster der Afghanen noch erkennbar.
Die Grundfarben
Das Aussehen des
Afghanischen Windhundes bestimmen folgende Grundfarben
in verschieden intensiven
Schattierungen:
1. Schwarz (Black)
Das Haar ist an
allen Stellen des Körpers gleichmäßig dunkel. Es kann
aber, wenn nicht reinerbig, einen
bräunlichen Ton haben, besonders an den hellen Stellen
des ursprünglichen
Wildfarbigkeitsmusters.
2. Aguti- oder Wildfarbe (Aguti)
Das Fell ist
schwarzgrau bis rötlichgrau und baut in der Verteilung
hellerer und dunklerer Haare deutlich
auf dem Wildfarbigkeitsmusters des Wolfes auf. Die
einzelnen Agutihaare sind gebändert,
d. h. sie haben rote und schwarze Zonen. Die Welpen
werden schwarz geboren, weil die
schwarzen Haarspitzen das Aussehen bestimmen. Erst allmählich
wachsen die rotgebänderten Haarteile
heraus. Die Farbe wird häufig von dem Graufaktor
G und auch von einem Faktor der
Chinchillaserie bestimmt bzw. verändert.
3. Rot mit Maske (Black Masket
Sable), Rot ohne Maske (Selfmasket Red)
Das Rot oder die
Tanfärbung variiert von Dunkelrot über Sandfarbe oder
Gold bis zum sehr hellen Rot
oder heller Sandfarbe. Es sind bei dieser Farbgebung
zwei Typen zu unterscheiden:
Sable,
bei dem mehr oder weniger schwarze Haare eingestreut
sind, besonders auf dem Rücken. Der Hund hat meistens eine schwarze Maske (oder auch eine Schattenmaske), die sich jedoch unabhängig in Form und Ausdehnung zu vererben scheint. Die Sablehaare können zu Grau gebleicht werden.
Rot ohne Maske
(selfmasket) , bei dem jedes Schwarz fehlt.
Beide Rottypen können durch Faktoren
der Chinchillaserie aufgehellt werden.
4. Schwarz-Loh oder Schwarz mit
Abzeichen (Black and Tan)
Das Fell ist schwarz, kann aber durch Verdünnerfaktoren grau erscheinen. An Beinen, Brust, unter der Schwanzwurzel und im Gesicht erscheinen rote (cremefarbene) Flecken in unterschiedlicher Ausdehnung, die als Übersteigerung des Wildfarbigkeitsmusters verstanden werden können. Auffällig an diesen ,Vieräuglern' sind die roten Flecke über den Augen, die offenbar, wie beim wildfarbenen Rauhhaardackel erkennbar, getrennt vererbt werden können.
5. Domino (Domino)
Dieses Muster ist dem Black&Tan verwandt. Die roten Partien haben jedoch eine größere Ausdehnung, besonders im Gesicht als ,umgekehrte Maske'. An die Stelle des Schwarz tritt häufig Grau oder die Agutifärbung. Das Tan kann aufgehellt werden.
6. Stromung (Brindle) mit und ohne
Maske (Black Masked Brindle, Selfmasket Brindle)
Die rote
Grundfärbung ist hier mehr oder weniger dicht von
unregelmäßigen, schwarzen
Streifen durchzogen, die in ihrem
Umfang unterschiedlich sein können. Durch
Verdünnerfaktoren können das Rot
und das Schwarz auch hier aufgehellt
werden.
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Meltemi Chilon
schwarz
Foto: Braun |
Meltemi Extasi
rot mit Maske
Foto: M.Garstka |
Meltemi Eunike
black&tan
Foto: M.Garstka |
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Meltemi Echo
domino
Foto: M.Garstka |
Meltemi Evros
brindle
Foto: Wicht |
Meltemi Belili
blaugrau
Foto: M.Garstka |
Auf diesen sechs
Grundfarben können durch Bleichungsfaktoren für Rot
und/oder Schwarz folgende Farben entstehen:
Dunkelblaugrau (darkblue)
Blaugrau (blue)
Silbergrau (silverblue)
Dunkelbraungrau (dark bad blue)
Braungrau (bad blue)
Silberbraungrau (bad silverblue)
Silberweiß (white)
(Sable)rot und Grau (sablered and
blue)
Cremeweiß mit Maske, Platin
(black masket creme, platin
Apricot, (Dunkel)creme ohne Maske
(apricot, dark creme, ginger)
Cremeweiß ohne Maske (self masket
cremewhite), mit gelblichen Ohren
Schwarz&Creme
(black&silver)
Schwarz&Gestromt
(black&brindle)
Grau&Tan (blue&tan)
Grau&Creme(-weiß)
(blue&silver)
Silberweiß&cremeweiß,
erscheint weiß (silver&cremewhite)
Grau domino (blue domino)
Grau-creme domino (blue-creme
domino)
Silberweiß-cremeweiß domino,
erscheint weiß (silver-cremewhite domino)
Rot-grau-gestromt
(red-blue-brindle)
Creme-grau-gestromt
(creme-blue-brindle)
Rot-silber-gestromt
(red-silver-brindle)
Creme-silber-gestromt
(creme-silver-brindle)
Cremeweiß-silberweiß-gestromt,
erscheint weiß (silver-cremewhite-brindle)
Das Grau kann immer ein Blaugrau oder ein Braungrau sein.
(in Klammern die englischen Bezeichnungen)
Der Afghanische
Windhund hat meist kleine weiße Flecken an Brust und
Schwanzspitze, auch an den Zehen. Die Neugeborenen zeigen
häufig weiße Flecken im Kopfbereich, die sich im
allgemeinen verlieren (Abb.2.3.2).
Selten, aber schon bei den
ersten Ghaznis gesehen, hat ein erwachsener Hund einen
weißen Fleck im Gesicht oder einen weißen ,Strumpf'.
Ausnahmsweise kann ein Hund eine stärkere Fleckung
am ganzen Körper zeigen.
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Abb.
2.3.1 |
Abb.
2.3.2 |
Abb.
2.3.3 |
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Abb.
2.3.4 |
Abb.
2.3.5 |
Abb.
2.3.6 |
Bereits
in Kapitel 1.4 wies ich auf die ,markings' hin und ihre
Beruteilung durch weltberühmte, ältere Züchterinnen.
Ich wiederhole noch einmal:
Frau Eta Pauptit, vdOM,
schrieb:
"...Zu den weißen Abzeichen.
Gut, die alten Importe zeigten viele weiße Abzeichen. Es
scheint ursprünglich zu sein, und wir können nur sagen,
ob wir es mögen oder nicht."
Und
Miss Niblock, ,Khanabad, äußerte sich folgendermaßen:
"Weiße Füße und Flecken an
der Nase sind eine natürliche Vererbung, die von den
ursprünglichen Hunden herkommt, und sie werden im
Britischen Standard nicht als Fehler betrachtet."
In
unserem gültigen Standard sind alle Farben erlaubt, und
Flecken an der Nase oder weiße Füße sind keine Fehler.
(Nur im amerikanischen Standard heißt es dagegen: "white
markings, especially on the head, are indesirable.")
Daß
sich nicht alle Richter im FCI-Bereich an die Aussage
unseres Standards halten, beweist folgender Vorfall: Eine
Hündin des Zwingers von der Irminsul mit einer
,Schneppe' auf dem Fang (s. Abb. 2.3.5) erhielt in der
Jüngstenklasse von zwei deutschen Richtern die höchste
Bewertung, wurde dann aber von einer holländischen
Richterin wegen des Flecks auf dem Fang vollkommen
abgewertet.
Ich denke mir, daß eine öffentliche Diskussion dieser
Frage sehr interessant und wichtig wäre.
Schon Abdul of Ghazni (Abb.
2.3.1) hatte einen weißen Fleck über der Nase. Der 1947
von Sunny Shay (,Grandeur') und Sol Malkin von Juliette
de Bairacli-Levy (,Turkuman') aus England importierte
schwarze Ch. und Best of Breed-Winner Turkuman Nissim's
Laurel (Abb. s. News) hatte ebenfalls einen weißen
,Strumpf' und einen weißen Fleck auf dem Fang. Es wird
gesagt, daß Sunny diesen Fleck für Ausstellungen
gefärbt habe.
Im Zwinger von der Irminsul
sind im L-Wurf nach Ch., Weltsieger 2002 Yashun (s. Abb.
3.6.7-9) aus Zulaykha (s. Abb. 3.1.19-22) drei Welpen mit
einem solchen weißen Fleck über der Nase gefallen, den
die Mutter ebenfalls hat (Abb. 2.3.4-6). Er ist also
vererblich. Und interessant wäre es, den Erbgang
aufzudecken. (Für die Blesse der Pferde ist dieser
ebenfalls noch nicht ganz geklärt, er scheint jedoch auf
zwei verschiedenen, rezessiven Faktoren zu beruhen, die
den Faktoren der S-Serie und dem Merlefaktor bei Hunden
entsprechen). Für weiteres Material wäre ich dankbar.
Seit einiger Zeit
nun hat man versucht, eine einheitliche Benennung der
Erscheinungsfarben für alle Rassen zu finden bzw.
festzulegen. Für ein und dieselbe Farbgebung variiert in
den einzelnen Rassestandards die Bezeichnung zum Teil
beträchtlich. Der zootechnischen Kommission des S.C.C.
ist bei dem Versuch hier zu einer einheitlichen Lösung
beizutragen in dreijähriger Arbeit ein Vorstoß
gelungen, der von Bernard Denis in Buchform unter dem
Titel ,Les couleurs de robes chez le chien (©
Société Canine, Paris) veröffentlicht wurde. Der
Österreichische Kynologenverband besorgte 1990 die
deutschsprachige Ausgabe unter dem Titel ,Die Haarfarben
des Hundes. Denis stellt hier eine neue
einheitliche Nomenklatur der Haarfarben des Hundes vor.
Es ist geplant, diesen Entwurf der FCI vorzulegen, um
auch auf internationaler Basis zu übereinstimmenden
Farbbezeichnungen zu kommen. Wollen wir diesen
Farbbenennungen folgen, ergibt sich die Notwendigkeit des
Umdenkens. Bezogen auf die Rasse des Afghanischen
Windhundes würden sich folgende Bezeichnungen und
Ordnungen ergeben:
Grundsätzlich stellen sich
folgende Felltypen dar:
- dunkle Haarkleider (deren Haare Eumelanin enthalten)
- helle Haarkleider (durch Phaeomelanin gefärbt)
- weiße Haarkleider (Fehlen von Haarpigment)
Nun werden unterschieden:
- einfarbige Haarkleider (z. B. Schwarz)
- zweifarbige Haarkleider (z. B. Falb mit Wolkung, bisher Sable)
- mehrfarbige Haarkleider (z. B. Stromung, B&T)
- Hinzu kommen die gefleckten Haarkleider, die in unserem Rahmen nur insofern eine Rollespielen, als sie die Flecken an Brust, Pfoten, Schwanzspitze und im Gesicht berücksichtigen.
Im Einzelnen ergeben sich
folgende Änderungen der Bezeichnungen:
Sofern sich schwarzes Haar im andersartigen Fell, egal,
ob im roten oder silbernen oder gestromten, befindet,
wird von gewolkt gesprochen,
also spricht man z. B. bei sable als
von einem schwarz gewolkten Haarkleid
oder bei Verdünnung von einem grau
gewolkten Haarkleid. Zur näheren
Kennzeichnung kann ,leicht
oder ,stark hinzugefügt
werden.
Alle unverdünnten Rottöne
werden als Falb
bezeichnet, in den Haupttönen Rotfalb,
Dunkelfalb, Orangefalb und Hellfalb.
Ein roter Afghane mit dunkler Maske und stark
eingestreutem schwarzen Sablehaar wäre also als Rotfalb,
stark gewolkt, mit Maske zu
bezeichnen. Bei verdünntem Rot, also bisher Creme,
Elfenbein usw. ergibt sich nach der neuen Nomenklatur
folgende Skala von Benennungen:
sandfarben
(bisher Bezeichnung für unverdünnte
Grundfarbenschattierung)
elfenbeinsandfarben
(hellem Beige angenähert)
silbrig sandfarben (noch
mehr ausgebleicht)
platinsandfarben
(weiß mit metallischem Schimmer, also unser bisheriges
cremeweiß, (das vom rein weißen,
unpigmentierten Haarkleid zu unterscheiden ist.)
Dem steht das schwarze
Haarkleid gegenüber.
Auch diese Untersuchung
baut auf die bekannten Theorien von Clarence C. Little
bezüglich der Farben des Hundefells und ihrer Vererbung
auf, sowie auch auf die von Burns & Fraser und von
Robinson.
Interessant ist
die Frage, ob die Fellfärbung Einfluß auf das Verhalten
von Hunden nimmt. Aldington (,Von der Seele des
Hundes) weist darauf hin, daß an Füchsen und
Ratten nachgewiesen wurde, daß die für bestimmte
Fellfarben verantwortlichen Gene auch die
Gehirnstrukturen und den Hormonhaushalt beeinflussen und
damit Verhaltensänderungen bewirken.
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