2.6. Die Farben der Afghanen

     Obwohl der Standard alle Farben für den Afghanischen Windhund zuläßt, fehlen jedoch zumindest beim heutigen Afghanen, d.h. während der letzten Jahrzehnte, einige Farben:

     Am Anfang der westlichen Zucht waren nach Berichten alter Züchter (s. 1.3. von der Irminsul) das auf das rezessive d beruhende Blau mit schieferfarbener Nase und hellen rauchblauen Augen (wie beim Greyhound), das diluted Blue&Tan (d&t, wie beim Dobermann Pintscher), sowie das auf den Faktor b beruhende Schokoladebraun (wie beim Weimaraner), ebenso wie die Sattelzeichnung noch gefallen. Durch negative Zuchtwahl, zum Beispiel beim Blau wegen der hellen Augen, wurden diese alten Farben kzumindest bei uns eliminiert oder gingen verloren. Allerdings berichtet Prof. Schmutz von einem blau geborenen Exemplar, also durch d gebleichten Hund, in Kanada.
     Von der Chinchilla-Serie ist nur cch im Spiel ohne weitere Albinofärbung oder ein entsprechendes Gen, das Rot zu Creme bleicht. Bei der Weißfleckung tritt nur s
i, die Irish Fleckung, auf und ganz selten sp. Der Afghane hat im allgemeinen kleine weiße Flecken auf Brust, Füßen und Schwanzspitze und bei Neugeborenen häufig auch auf dem Kopf. Sehr selten kann auch beim erwachsenen Hund ein weißer Fleck im Gesicht auftauchen (und kaum gesehen ist eine größere weiße Scheckung). Nach Little sind diese Flecken ein Effekt von ,minus modifiers‘ auf das homozygote Wildallel S, könnten aber auch, was wahrscheinlich ist, ein Hinweis auf das Vorhandensein von si sein, durch ,plus modifiers‘ in seiner Wirkung abgeschwächt. Größere Flecken bis zum Weiß (wie beim Barsoi) wurden immer abgelehnt und sind im USA-Standard unerwünscht. Das progressive, also nachbleichende Grau schwarz geborener Welpen ist vorhanden. Es handelt sich hier vermutlich um den Faktor G, der aber noch nicht gefunden und bewiesen ist.
     Die Roan-Stichelung auf weißer Scheckung fällt aus, ebenso wie das Ticking, das sich auf weißem Grund entwickelt. Vom Auftreten von Merle und einer P-Färbung (bei Mäusen) ist mir nichts bekannt. Ebenso so wenig ein rezessives Schwarz, wie beim Groenendael.

Der heutige Afghane hat also, soweit bekannt, in der Formel: die E-Serie Em, E, e, die A-Serie mit ay, aw, at (ohne as, das at angegliedert wird, die K-Serie mit K, kbr, k und das rezessive a) und den noch ungeklärten Faktor für Domino, der vermutlich in die A-Serie unter at gehört oder ein unabkhängiger Faktor oder Serie ist. Ferner S, si (und sehr selten sp) aus der S-Serie, sowie das unbewiesene GG. Die Paare bb, dd, MM, pp, rr und tt sind in der Rasse nicht vorhanden.

Der Saluki

Diskussion

     Die von Little infolge, wie er selbst schrieb, mangelnder eigener Beobachtungsmöglichkeit der Afghanischen Windhunde offen gebliebenen Fragen betreffen das Grau/Blau, das Brindle und die Dominofärbung und ebenfalls die Agutifärbung.

Grau: Der G-Faktor entspricht der Färbung des Kerry Blue Terriers und des Bedlington Terriers. Er ist zweifellos beim Afghanen vorhanden und sollte nicht mit dem Blau der Greyhounds, Doggen oder Dobermanns verwechselt werden. Little setzte diesen rezessiven d-Faktor, das Malteserblau, für die Graufärbung der Afghanen ein. Für den heutigen Afghanen trifft das nicht zu (wenn auch, wie gesagt, am Anfang der westlichen Zuchtgeschichte so gefärbte Welpen gefallen, aber nicht weiter gezüchtet worden sind). Die Welpen solcher Färbung werden blau geboren und haben eine schieferfarbene Nase und als Erwachsene rauchbraune Augen. Die heutigen Afghanen dagegen werden schwarz oder tief schwarzgrau geboren und hellen allmählich zu Grau auf. Das vom rezessiven d-Faktor verursachte stahlblau schimmernde Aussehen solcher Farbgebung beruht auf einer Verklumpung der Pigmente, besonders in der Haarrinde, während es sich beim Grau des G-Faktors um eine Verdünnung des Pigmentes Eumelamin handelt.
Angesichts der großen Vielfaltvon Schattierungen von Silberweiß bis ,frosted Black' halte ich, wie auch einige andere Autoren, es füt möglich oder sogar wahrscheinlich, daß es mehrere Allele dieses Gens gibt, d.h. daß es sich nicht nur einen Dominantfaktor, sondern eine allele Serie handelt. Eine genauere Analyse dieser Farbgebung gebe ich in 3.6.

Stromung: Zur Diskussion wurde von Little die Frage gestellt, ob die Stromung des Afghanen der anderer Rassen entspräche oder ob es eine besondere Ausprägung des Zobelfells sei. Auf Grund inzwischen vorliegender Erfahrungen und Untersuchungen, sowie vorliegender Statistiken (s. Garstka, ,Die Stromung des Afghanischen Windhundes' in Zuchtbuch XXXII des DWZRV) ist davon auszugehen, daß die Stromung (ebr) beim Afghanischen Windhund keine Sonderstellung gegenüber anderen Rassen vermuten läßt.

Domino: Little erklärte das Domino der Afghanen als eine besondere Ausprägung des Black&Tan. Wäre es so, müßte bei einer Paarung Domino x Domino Black&Tan mitfallen. Im Zwinger ,von der Irminsul', wie auch anderen Zwingern hat die Paarung Domino x Domino nur dominofarbene Welpen gebracht. Das spricht für einen eigenständigen Erbverlauf. Außerdem haben viele, wenn nicht alle Dominos gebänderte Haare im dunklen Fell im Gegensatz zu den Black&Tans. Auch das Körperzeichnungsmuster ist anders. Abgesehen von der ,umgekehrten' Maske sind die Tanpartien ausgedehnter. Auch das spricht für einen eigenständigen Erbverlauf. Nähere Hinweise bei den einzelnen Afghanenfarben 3.4.

Aguti: Die Auti- oder Wildfärbung wurde von Little ebenfalls nicht für den Afghanischen Windhund aufgenommen. Sie ist zweifellos vorhanden, wie die agutigefärbten Dominos und Grauen mit ihrer Haarbänderung zeigen.

Problemstellung

     Mit den bisherigen für den Afghanen genannten Formeln der zweiallelen Deutung ließ sich die Vererbung ihrer Farben hinreichend analysieren und erklären, sofern nicht das Blau (Aguti) in Verbindung mit dem Schwarz in Erscheinung trat und beide Faktoren als Allele der A-Serie gesehen wurden. Es konnte sich dann der Fall ergeben, daß mehr Farben in der Nachkommenschaft auftauchten, als nach den Genen der Eltern möglich gewesen wäre. Das ist, um nur ein Beispiel zu nennen, im P-Wurf und im Y-(Wiederholungs)Wurf von el Kaira's der Fall. Es stellte sich damit die Frage, ob dominant Schwarz wie auch Aguti (Grau und Domino) in die überlastete A-Serie gehören

1. Die Alternative wäre gewesen, eines oder beide Allele als unabhängige, eigenständige Gene neben die A-Serie zu stellen, das Aguti (Grau/Domino) u. U. als Serie.
Bei vielen anderen Säugetieren (Katzen, Mäusen) ist dominantes Schwarz auf der E-Serie als Ed oberhalb E angesiedelt, das alle Farben der A-Serie überdeckt. As entfällt in diesem Fall.
2. Eine zweite Möglichkeit war eine triallele Deutung, wie Pape sie 1983 und 1985 vorgeschlagen hatte (s.o.), in genauer oder abgeänderter Form. In diesem Fall hätten sich die Allele für Schwarz und Aguti von zwei Serien auf drei verlagert.

    Eine Lösung haben die DNA-Test gebracht: Wie in 2.5 aufgezeigt, haben sie (s. Professor Schmutz, Kanada) eine Veränderung der allelen Serien für die Grundfarben ergeben. Danach bilden Schwarz und Brindle eine eigene dritte Serie, sodaß nun drei Serien die Grundfarben bestimmen (A-, E-, K-Serie). Daß Schwarz nicht in die A-Serie gehört, war - wie oben diskutiert - schon lange zu vermuten gewesen.

Wie das Aguti zeigt auch das Domino meist die Bänderung der Wildfarbe in den dunklen Partien, im Gegensatz zum Schwarz des verwandten B&T. Manche Autoren vermuten ein rezessives Gen, das die schwarzen Haare des B&T-Fells in gebänderte umsteuert. Dem widerspricht Brown (havard) bei einer Untersuchung des Grizzle der Salukis, die er auf die Basis eines Vergleichs mit Mäusen stellt. Er sieht das Grizzle (wie auch das Aguti) ebenfalls in der A-Serie entsprechend der white-bellied-mouse.. Die Dominanzfolge ist bei ihm jedoch verändert. Das Allel für Schwarzfärbung Ed sieht er allein auf der E-Serie oberhalb von E.
Interessant ist diesem Zusammenhang ist auch die dunkle Maske, die bei den Wildformen der Caniden noch nicht auftaucht und ein Domestikationsmerkmal ist. Sie kann sich über allen Allelen der A-Serie entwickeln und in Verbindung mit ay, as und at sichtbar werden, nicht aber in der Verbindung mit aw (Aguti) oder (Domino, Grizzle).

Neuere Würfe bei den Afghanen und Grizzles in USA wie auch bei uns haben gezeigt, daß Domino x Domino, bzw Grizzle x Grizzle nicht nur Domino- oder Grizzle-Nachkommen brachten und unter ihnen sowohl Sable- und B&T-Geschwister auftraten. Das beweist, das Domino- bzw. Grizzle-Gen kann nicht auf der A-Serie, wie vorher vermutet, liegen (denn es wären dann ja mehr Farben als möglich aufgetreten). Es muß also davon ausgegangen werden, daß Domino bzw. Grizzle einen eigenen Faktor hat oder eine eigene Serie bildet

Bei den DNA-Tests liegen über den Agutifaktor erste Ergebnisse vor, die aber noch nicht bekannt gemacht worden sind. Über Domino und Grau liegen bislang keine Erkenntnisse vor.