3.4. Domino

     Schon bei den Importen der Gaznis soll ein Domino dabeigewesen sein, zumindest aber im Zwinger der Amps in Kabul. Die Gene für dieses Farbmuster haben sich bis heute in den verschiedenen Linien erhalten. Daß es lange nicht zu sehen war, lag an der Bevorzugung der schwarzen Maske, sowohl in den USA, als auch auf dem Kontinent, die für einige Zeit in den bekannten Zuchten wie auch bei den Richtern Mode war. Die Welpen der Domino-Farbgebung wurden getötet, weil sie kaum abzusetzen waren bzw. Aussicht auf Ausstellungserfolge hatten. Mir wurde dieses auch von einer deutschen Züchterin bestätigt.

     Die ersten beiden berühmten Dominos, die Ausstellungserfolge verzeichnen konnten, haben ihren Ursprung im vdOM-Zwinger von Eta Pauptit. Gemeint sind B'Pajou de Kaboul, blau-creme domino (Abb. 3.4.1) , geworfen 1952, und der sechsfache Ch. Tanjores Domino, cremeweiß-silberweiß domino, (Abb. 3.4.2). Sie waren beide Kinder von Ch. Xenos vdOM, weiß ohne Maske, in dessen Hintergrund geballt Ch. Sirdar of Ghazni stand. Interessanterweise steht Xenos nicht nur hinter vielen alten Farblinien, sondern auch hinter den Linien, die Rot mit Maske vererben.
     Mutter von B' Pajou war Behula of Slehop, deren Mutter Domino vdOM war. Auch hinter ihr stehen über die Barukhzys die Ghaznis, besonders, zu nennen.
     Der mult. Ch. Tanjores Domino war ein anderer Xenos-Sohn. Ich möchte hier auf ein Interview in der Afghan Hound Review mit der späteren Besitzerin Mrs. Guzevich zurückgreifen, wenn ich auf die Schwierigkeiten aufmerksam mache, die seinerzeit Dominos in den USA hatten. Mrs. Guzevich bekam Domino nach vielen Bemühungen mit vier Jahren, nachdem sie seine Mutter, Int.Ch. Tai Mahal Kenya, die Black&Tan war, schon vorher importiert hatte. Trotz seiner vielen europäischen Titel erreichte er nur mühsam das amerikanische Championat.
"Ich muß sagen daß die Leute nicht gerade auf Domino versessen waren," sagt sie, "und einige der ganz großen Züchter starteten eine Kampagne gegen den Hund. Und damit gewannen sie auch die Richter." Einige Richter hätten ihr gesagt, daß er ein sehr schöner Hund sei, und daß er sicher gewonnen hätte, wenn er nur eine dunkle Maske gehabt hätte. Einmal sei sie geplatzt, als sie einem Richter gesagt hätte: "Wann haben Sie zuletzt den Standard gelesen? Wo steht dort, daß ein Afghane eine Maske haben muß?" In einer Art Trotzreaktion wurde Domino nur für fünf Würfe als Deckrüde zugelassen, vier davon im eigenen Zwinger, auf Fürsprache von Eta Pauptit dann noch einmal bei einem Züchter mit ähnlichen Blutlinien. Nach Aussage von Mrs. Guzevich gab es vorher im Ausstellungsbereich keinen ihr bekannten Domino. Noch heute soll es interessanterweise unter den bekannten und aktiven holländischen Richtern solche geben, die das Domino als ,Fehl'-oder ,Bastardfarbe' einstufen!

Abb. 3.4.1 Abb. 3.4.2 Abb. 3.4.3

Abb. 3.4.4 Abb. 3.4.5 Abb. 3.4.6

Abb. 3.4.7 Abb. 3.4.8 Abb. 3.4.9

Abb. 3.4.10 Abb. 3.4.11 Abb. 3.4.12

Abb. 3.4.13 Abb. 3.4.14 Abb. 3.4.15

Abb. 3.4.16 Abb. 3.4.17 Abb. 3.4.18

Abb. 3.4.19 Abb. 3.4.20 Abb. 3.4.21


     Die Dominofärbung ist zunächst eine markante Ausprägung der Wildform, wie sie auch der inzwischen wohl fast ausgerottete, mexikanische Wolf aufzeigt.

     Dieses Muster ist dem Black&Tan verwandt. Die dunklen Partien legen sich wie ein Mantel über Nacken und Rücken und über die Außenpartien der Oberarme und Oberschenkel. Die ,Tan-Punkte' sind weiter ausgebreitet als beim Black&Tan. Sie entsprechen der Beschreibung Littles für "extreme Ausweitunng" des Tan "wie dann und wann bei B&Ts beobachtet": "Die Schnauzenflecken ziehen sich aufwärts bis zum Vorderkopf, Kopf und Ohren (,umgekehrte Maske'), und können sogar bis zum Nacken reichen. Hier kann die Ausbreitung von den Fußflecken aufwärts an den Beinen und der Brust bis zur Schulter führen. Eine ähnliche Ausdehnung kann aufwärts der Hinterbeine erscheinen, während die Analflecken und der Schwanzstrich die ganze Region bedecken können. Bei einer extremen Ausdehnung des Tan ist ein dunkler Sattel oder ein breiter Rückenstrich üblicherweise der einzige dunkle Bereich, der beim sonst tanfarbenen Tier übrigbleibt" (Little). (Abb. 3.4.10-13). Das Gesicht unter einer ,Teufelskappe' ist wie die anderen hellen Stellen tanfarben mit einem mehr oder weniger starken, dunklen Muster zwischen dem Nasenschwamm und dem Top-knot.
  

Abb. 3.4.22 Abb. 3.4.23 Abb. 3.4.24

Abb. 3.4.25 Abb. 3.4.26 Abb. 3.4.27

Abb. 3.4.28 Abb. 3.4.29 Abb. 3.4.30


    Ich habe in den Abbildungen die Entwicklung meiner Hündin Kore von der Irminsul, blau domino, aufgezeigt. Die Agutifärbung wird durch die gebänderten Deckhaare der Hündin deutlich, die schwarze Spitzen haben, so daß der Rücken lackschwarz ist, und erst wenn man gegen den Strich streicht, das Rotbraun der Bänderung sichtbar wird (Abb. 3.4.22-30). Weiße Haare sind vereinzelt eingestreut. Der Topknot ist noch immer schwarz bis auf helle Fransen an der Stirn. Die Tanfärbung hat sich, außer im Gesicht, zu einem Cremeton aufgehellt.

Abb. 3.4.34 Abb. 3.4.35 Abb. 3.4.36

In Anbetracht des durch die schwarzen Haarspitzen schwarz erscheinenden Sattels halte ich bei Kore eine reine Agutifärbung der dunklen Fellteile ohne Ergrauungsfaktor für wahrscheinlich. Agutifarbene Welpen werden schwarz geboren, weil zuerst nur die schwarzen Spitzen der gebänderten Haare sichtbar sind, die erst allmählich hervorwachsen. Ich zeige in den Abbildungen 3.4.34 - 36 ein längeres Haar von Kore und zwei kürzere von meiner Grizzle-Hündin Juma: die Haare sind rot (sandfarben) mit längerer schwarzer Spitze, zeigen also Agutifärbung.

Abb. 3.4.31 Abb. 3.4.32 Abb. 3.4.33


     Für die Anwesenheit eines Graufaktors bei anderen dominogefärbten Afghanen spricht andererseits, daß ein schwarzgeborener Welpe einheitlich stark aufhellen kann (Abb. 3.4.14,15). Auch die starke Aufhellung von Prince Tim-Tim von der Irminsul (Abb. 3.4.6,7) spricht dafür, wie auch die Aufblauung des Brindlefells von Meltemi Echo (Abb. 3.4.19-21). Die Fotos der Welpen in Abbildung 2.3.37 - 39 zeigen ebenfalls eine extreme Aufhellung.

  Die Rotzonen können durch ein Bleichungsgen aufgehellt ( 3.4.1,7,8, 10-13, 43 - 45) sein. Der dunkle Mantel ist agutifarben bis dunkelblau oder gebrindelt (Abb. 3.4.9, 16-18, 43 - 45) und kann ebenfalls durch Bleichungsfaktoren zu Grau (Blau) (Abb- 3.4.4-6, 10-18), bzw. Graubrindle (Abb. 3.4.19-21)) bis zu silberweiß (aufgehellt werden. Dunkle und helle Partien können durch Bleichungsfaktoren so weit aufhellen, daß der Hund fast weiß erscheint (silber-creme) (Abb. 3.4.2 und Abb. 3.4.37 - 39) ).

Abb. 3.4.37 Abb. 3.4.38 Abb. 3.4.39

Abb. 3.4.40 Abb. 3.4.41 Abb. 3.4.42

Abb. 3.4.43 Abb. 3.4.44 Abb. 3.4.45

     Es wahrscheinlich, daß sich die Dominofärbung gegenüber der Black&Tan-Färbung unabhängig vererbt. Domino ist gegenüber Black&Tan und den darüberstehenden Faktoren der A-Serie rezessiv, d.h. es kann auch von roten und schwarzen Hunden vererbt werden. Zum Umdenken veranlassen die kürzlich erhaltenen Fotos von drei Wurfgeschwistern in der Farbe Domino, B&T und Sable mit Maske (Abb. 3.4. 40 - 42). Da nicht drei Faktoren gleichzeitig auf der A-Serie liegen können, die Gene für Rot mit Maske und Black&Tan gefunden und bewiesen sind, ist meiner Vermutung, daß das Gen für Domino auf der A-Serie liegt. falsch. Es muß sich also um einen eigenen Faktor oder eine eigene Serie handeln. Die Aufgabe wird jetzt sein, hier mehr Material und Fakten zu sammeln und zu analysieren.

    Domino ist dem B&T unterlegen und Vermutungen, es handele sich um eine verstärkte Ausprägung des Black&Tan oder die Verbindung ayat (Little) erscheinen wenig überzeugend.

     Es stellt sich die Frage, ob alle Dominos aguti-farben sind und die Bänderung der Wildfarbe in den dunklen Partien aufweisen.  Manche Autoren vermuten ein rezessives Gen, das die schwarzen Haare des B&T-Fells in gebänderte umsteuert. Dem widerspricht Brown (http//www.people.fas.harvard.edu/ -brown/dogs/genetics/color-genetics.htm) bei einer Untersuchung des Grizzle der Salukis, die er auf die Basis eines Vergleichs mit Mäusen stellt. Er sieht das Grizzle ebenfalls in der A-Serie, Aw (wie auch das ,solid Aguti', A) entsprechend der white-bellied-mouse. Die Dominanzfolge der A-Serie ist jedoch bei ihm verändert. Ich komme darauf im Zusammenhang mit der Agutifärbung im Abschnitt 3.6 zurück.